Hoffen auf Entschädigung

Adam-Hall-Gesellschafter Alexander Pietschmann empfing eine CDU-Delegation, die sich für die Auswirkungen der Pandemie auf das Unternehmen interessierte.

Um nicht nur in guten Zeiten vorbeizukommen, wenn es etwas zu feiern gibt, sondern auch in schweren Zeiten - wie jetzt während der Pandemie -, habe man es sich zur Aufgabe gemacht, Neu-Anspacher Firmen zu besuchen. Man wolle hören, wie deren Lage sei, sagte der CDU-Vorsitzende Uwe Kraft, der von einer Delegation aus Mandatsträgern begleitet wurde. Empfangen wurden die Lokalpolitiker von Geschäftsführer Alexander Pietschmann und Mitarbeiter Sven Wagner.
Auf Abstand standen sich alle in der Kantine des Experience-Centers gegenüber, das sonst ein Ort der Begegnung ist. "Come together" steht über dem Tresen, aber bis zum 1. September war sie geschlossen. Jetzt ist mit Distanzregeln wieder geöffnet.
Die Sicherheit der Mitarbeiter stehe an erster Stelle, so Pietschmann. Ein Teil habe im Homeoffice gearbeitet, aber die Mitarbeiter im Lager könnten eben nicht zu Hause arbeiten. Er schilderte auch, wie das Unternehmen stufenweise bis zum Lockdown immer tiefer in die Krise geraten sei - bis zum 80-prozentigen Einbruch der Geschäfte.
Kurzarbeit werde nicht in allen Bereichen gefahren, in der Entwicklung habe man die Mitarbeiter auf 100 Prozent gelassen. Adam Hall bediene nicht nur die Event-Industrie, so Pietschmann, sondern habe immer noch ein Geschäft im privaten Bereich sowie im Baubereich.
Doch auch Adam Hall treffe die Absage von Messen. Bei der Schilderung der Probleme schienen ihm die des eigenen Unternehmens zwar Sorgen zu bereiten, aber vor allem drücken ihn die Probleme der Branche.
"Es geht zwar auch um die Probleme der kleinen Clubs, aber auch die großen Veranstalter sind gefährdet", so Pietschmann, und unter diesen seien es auch wieder nicht allein die bekannten Festivals. Der Konzertbetrieb sei zum Erliegen gekommen, bei den eingeschränkten Zuschauerzahlen müssten die Karten eigentlich fünf Mal so teuer sein.
Ein Manko der Unterhaltungsbrache sei, dass keine effektiven Verbandsstrukturen vorhanden seien: "So eine Situation haben wir noch nie gehabt, erst jetzt sind wir zusammengewachsen." Eine Ermittlung habe ergeben, dass die Unterhaltungsbranche an sechster Stelle in der deutschen Wirtschaft stehe mit einem Umsatz von 130 Milliarden Euro. Eine Million Beschäftigte sei seit Corona zum Nichtstun verdammt. Deutschland sei die drittwichtigste Veranstaltungsdestination und als Schlüsselindustrie zu betrachten. Dazu komme die eventnahe Branche, die jetzt auch Probleme habe, Caterer beispielsweise. "Die Künstler hatten praktisch von heute auf morgen Berufsverbot."
Viele Entscheidungen der Politik seien richtig gewesen und würden mitgetragen. Aber: "Wer mitträgt und erträgt, der muss auch entschädigt werden."
Besonders Landtagsabgeordneter Holger Bellino hörte zu: "Die erste Aufgabe war, Entwicklungen wie in Italien zu vermeiden." Aber wenn der Abfluss von Hilfen nicht funktioniere, müsse in Rückkopplung mit Berlin nachjustiert werden. Er sei sicher, dass die Hilferufe der Branche, die inzwischen mit vielen Aktionen auf ihre Lage aufmerksam gemacht habe, nicht ungehört blieben.
"Irgendwann vermisst der Mensch, was er braucht", sagte Pietschmann und meinte neben den Kulturveranstaltungen auch die sozialen Beziehungen, zu denen Videokonferenzen und Homeoffice keine langfristigen Alternativen seien. "Wir glauben daran, dass das Live-Geschäft wieder zurückkommt", so der Adam-Hall-Geschäftsführer.
Und die Kommunalpolitiker setzen ihre Hoffnung darauf, dass die Gewerbesteuer auch wieder sprudelt, denn zurzeit ist die Adam-Hall-Quelle versiegt.
Frank Saltenberger

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