Dienstag, 10. März 2020, Usinger Neue Presse / Lokales
"Unser Dorf" möchte die Steinkaut übernehmen
WESTERFELD Verein und "Buben" planen, das Gelände gemeinsam natur- und bürgernah zu erhalten

Sie standen sich in der Steinkaut gegenüber, aber Fronten bildeten sie nicht. Der CDU-Ortsverband hatte zur Ortsbegehung eingeladen, und die einstündige Diskussion der knapp 50 Teilnehmer machte am Samstag schnell deutlich, dass die Vorstellungen nicht so weit auseinanderliegen. Die "Westerfelder Buben" möchten die Steinkaut naturnah erhalten, und die Unionsvertreter wollten Missverständnisse ausräumen. "Wenn man gemeinsam etwas erreichen will, muss man miteinander reden", nannte Holger Bellino als stellvertretender CDU-Vorsitzender den Grund des Treffens.
Seit Dr. Frank Schütz, der Sprecher der Buben, gehört hatte, dass die Stadt das mehr als zwei Hektar große Gelände an den Verkehrsverband Hochtaunus (VHT) möglicherweise als Ausgleichsfläche für die neue S-Bahn-Trasse verkauft, hatte es viele Gerüchte gegeben. Diese Vermutung stellte sich als falsch heraus. Beschlossen haben die Stadtverordneten nämlich, dem VHT Ökopunkte zu überlassen. Wie dies geschehen kann, ist aber noch offen, so Bellino. Alle Kommunen, die von der S-Bahn profitieren, seien verpflichtet, Ausgleich für verbaute Fläche zu schaffen.
Wichtig für
den Stadtteil
Parteichef Uwe Kraft betonte, dass sich die CDU Klarheit darüber verschaffen möchte, wie die Westerfelder sich die Zukunft der Steinkaut vorstellen. Die "Buben" etwa haben es sich zum Ziel gesetzt, das Gelände in Erinnerung an Generationen von Kindern und Jugendlichen, die sich hier ausgetobt, und Vereine, die hier gefeiert haben, für den Stadtteil zu erhalten und aus ihm ein Biotop zu machen. Schütz sprach von vielen Unterstützern, die - um das zu erreichen - bereit seien, Müll zu entsorgen und aufzuräumen, Hecken zu pflanzen und die Anlage zu pflegen.
Heidenelke und
andere Raritäten
Friederike Schulze, Vorsitzende des BUND-Ortsverbandes Neu-Anspach-Usingen, wollte das ganze Gebiet jedoch unter strengen Naturschutz stellen und Bürgern den Zutritt verweigern. Die kürzlich entdeckte Heidenelke und andere Raritäten sollen in Ruhe wachsen können. Die Westerfelderin möchte die Steinkaut keinesfalls einer Privatinitiative überlassen, weil die Kontinuität so nicht gesichert sei.
Die Mitglieder des Vereins "Unser Dorf", kurz Udo, stellten sich wiederum schnell auf die Seite der "Buben". Sie möchten den ehemaligen Steinbruch den Westerfeldern so naturnah wie möglich, aber nutzbar zurückgeben. "Zum Beispiel als Freiluftbühne", kann sich Ulrich Kremer eine Möglichkeit vorstellen. Er schlug vor, dass Udo Schütz und seine Mitstreiter aufnimmt, um gemeinsam das Projekt zu stemmen. "Die Idee, den Steinbruch zu verbessern, habe ich schon länger, aber bisher fehlte uns die Manpower", so Kremer.
Für die CDU spricht nichts gegen eine solche Variante, denn so kann die Stadt die Ökopunkte nutzen. Das machte Dr. Dr. Dieter Selzer deutlich, der nicht als Leiter der Unteren Naturschutzbehörde beim Hochtaunuskreis gekommen war, sondern als CDU-Mitglied. Er betonte, dass es ausreiche, ein Gebiet in Sachen Naturschutz zu verbessern, um Ökopunkte zu sichern. Wenn der Wald - als solcher sei das Areal eingetragen - offiziell aus der forstlichen Nutzung genommen werde, könnte bei etwa 64 Cent pro Ökopunkt und Quadratmeter einiges zusammenkommen und das Areal für einzelne Veranstaltungen genutzt werden. Die Sicherungspflicht sieht Selzer nicht als Problem. In einem Wald müsse jeder damit rechnen, dass ihm ein Ast auf den Kopf falle, das sei erst kürzlich gerichtlich bestätigt worden. Ähnlich sei das auch mit den Felsen. Bis auf den BUND waren sich am Ende alle einig, dass die "Westerfelder Buben" bei Udo gut aufgehoben sind und dass dem Verein die Steinkaut überlassen werden könnte, um sie natur- und bürgernah zu erhalten. "Ob per Pachtvertrag oder als Nutzungsüberlassung, muss noch geklärt werden", so Kraft.
Bellino möchte, dass das Besprochene in einen Unions-Antrag an das Parlament mündet, um das Ganze auf feste Beine zu stellen. Und damit im Areal, das jetzt schon Rückzugsort für besondere Fauna und Flora ist, nicht doch investiert und gebaut wird, wie Schütz und seine Mitstreiter befürchteten. Selzer schloss das aus, denn der Naturschutz gelte, solange das Objekt, für das sie Ausgleich sei, bestehe. "Ich rechne nicht damit, dass die Taunusbahn so schnell ihren Betrieb einstellt." Geriet Mai
Foto: privat/CDU

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